Konflikte lieben lernen: Definition, Positive Aspekte & Vorteile von Konflikten

Inhalte

Wir werden täglich mit Konflikten konfrontiert. Manche von ihnen nehmen wir überhaupt nicht bewusst wahr, andere beschäftigen uns über einen langen Zeitraum hinweg. Es gibt Konflikte, die wir aktiv suchen und solche, die uns einfach finden. Das Wort „Konflikt“ ist in der allgemeinen Auffassung zunächst einmal negativ besetzt. Dabei können Konflikte durchaus auch positive Eigenschaften und Auswirkungen haben. Denn was auf den ersten Blick als große Herausforderung erscheint, birgt in der Regel auch ein hohes Potenzial.

Lesen Sie hier, wie man das Wort „Konflikt“ richtig definiert, welche Arten von Konflikten es gibt und wie man sie dank eines richtigen Konfliktmanagements bewältigt.

Definition Konflikt: Was versteht man darunter?

Konflikte treten in unterschiedlichen Zusammenhängen auf und lassen sich dementsprechend mit unterschiedlichen Schwerpunkten bestücken. Es gibt innere und äußere Konflikte. Solche, bei denen nur eine kleine Reibung entsteht und solche, die das Leben maßgeblich beeinflussen. Deshalb ist es nicht leicht, eine allgemeingültige Definition für den Begriff Konflikt zu finden.

Bei einem Konflikt fühlt sich mindestens eine Seite durch die Haltung oder die Handlungen einer anderen Partei eingeschränkt. Das Unwohlsein kann sich auf einer emotionalen Ebene abspielen, es kann jedoch auch als sachlich inakzeptabel empfunden werden. Deutliche Kennzeichen eines Konfliktes sind die unterschiedlichen Ziele, Interessen oder Verhaltensweisen der zwei oder mehr Parteien. Auch die Annahmen oder die Haltung im Allgemeinen können den Konflikt beeinflussen.

Doch was bedeutet dies für das alltägliche Leben?

Jeder Mensch hat seine Sichtweise, sein Weltbild, seine Ziele und seine Interessen. Beim Kontakt mit anderen Menschen kann es zu Unstimmigkeiten kommen. Konflikte sind unausweichlich, denn wir können niemals in allen Punkten mit den Annahmen und Zielen unserer Mitmenschen übereinstimmen.

Der Wissenschaftler Johan Galtung beschäftigt sich mit der kritischen Friedensforschung und ist mit seiner Konflikttheorie ein wichtiger Bestandteil der Konfliktsoziologie sowie der Konflikt- und Friedensforschung. Galtung beschreibt den Konflikt als eine Inkompatibilität zwischen der Wertvorstellung oder der Zielsetzung von Akteuren in einem Gesellschaftssystem. Er entwickelte daraus ein Konfliktdreieck, das sich in eine sichtbare und eine unsichtbare Ebene unterteilt. In der sichtbaren Ebene befindet sich an einer Ecke des Dreiecks das Verhalten eines Akteurs. Auf der unsichtbaren Ebene befinden sich an einer Ecke die Interessen und Ziele eines Akteurs und an der anderen die Haltungen sowie Annahmen.

Die drei Ecken des Dreiecks beeinflussen sich gegenseitig und können den Konflikt in eine positive oder negative Richtung lenken. Deshalb kann man nicht sagen, dass ein Konflikt ein starres Gerüst ist. Es handelt sich vielmehr um ein komplexes Interaktionsgeschehen zwischen den Akteuren. Entscheidend ist hierbei auch, wie die Parteien das Verhalten der anderen Akteure wahrnehmen. Denn erst, wenn es als störend, einschränkend oder inakzeptabel wahrgenommen wird, kann man wirklich von einem Konflikt sprechen.

konflikte-verschiedenen-arten-ueberblick

Welche Konflikte gibt es? – die verschiedenen Arten im Überblick

Das Ziel besteht in der Regel darin, einen Konflikt zu analysieren, ihn einordnen zu können und ihn anschließend zu lösen. Dabei ist es egal, ob man mit dem Arbeitskollegen aneinandergerät, mit den Eltern in einen Streit kommt oder nicht mit dem Partner übereinstimmt.

Es ist meist das Anliegen aller Akteure, den Konflikt zu lösen, um in die Zukunft blicken zu können. Doch um dies zu erreichen, muss man zunächst einmal die Art des Konflikts analysieren. Sie hat große Auswirkungen auf die Methoden, die zur anschließenden Lösung des Konflikts angewendet werden können.

Im alltäglichen Umfeld am Arbeitsplatz kann es schnell zu Konflikten kommen. Worin diese begründet sind und welchen Konfliktarten sie sich zuordnen lassen, wollen wir an dieser Stelle weiter ausführen. Die Erkenntnisse lassen sich ebenso gut auf das persönliche Leben einer Person anwenden.

Zielkonflikte

Wenn die Ziele zweier Akteure nicht übereinstimmen, kommt es schnell zu Konflikten. Schließlich sind die Ziele einer Person maßgeblich für ihr Verhalten und ihre Haltung verantwortlich. Zielkonflikte entstehen, wenn die Ziele verschiedener Personen aufeinandertreffen.

Im Berufsleben stimmen die Ziele des Arbeitgebers meist nicht unbedingt mit denen des Angestellten überein. Denn während der Unternehmer einen Gewinn erzielen und seine Firma voranbringen möchte, stehen für den Mitarbeiter möglicherweise Ziele wie die Selbstverwirklichung und eine gesunde Work-Life-Balance im Vordergrund.

Rollenkonflikte

In einem Unternehmen nimmt jede Person eine ihr zugewiesene Rolle ein. Diese beinhaltet unter anderem die Zuständigkeitsbereiche und Aufgaben, die erledigt werden müssen. Die Akteure können die Erwartungen, die an ihre Rolle gestellt werden, jedoch häufig nicht vollständig erfüllen.

Beispielsweise sieht eine Führungskraft die Motivation der Mitarbeiter nicht als eine Aufgabe an, die täglich mit großer Sorgfalt zu bedenken ist. Es entsteht ein Konflikt, denn die Führungskraft erfüllt in den Augen der Angestellten ihre Rolle nicht. Ihre Produktivität und ihr Engagement lassen merklich nach, was sich wiederum mit den Ansprüchen an die Effizienz nicht vereinen lässt. Es kommt zu einem Rollenkonflikt, weil weder Führungskraft noch Angestellte ihre Rollen konkret definiert haben. Die Zuständigkeit der Aufgaben muss bis ins kleinste Detail geklärt werden, um der Entstehung von Rollenkonflikten vorzubeugen.

Sachkonflikte

Ein Sachkonflikt findet meist auf einer objektiven Ebene statt und lässt sich deshalb in der Regel schnell lösen. Es kann zum Beispiel sein, dass sich ein Kunde über die Beschädigung seiner Ware beschwert. Der Mangel entstand während des Transports und fällt deshalb in den Verantwortungsbereich des Unternehmens. Hinzu kommt, dass die Ware eine Garantie besitzt.

Der Kundenservice geht auf die Beschwerde des Kunden ein und bietet eine gute Lösung an. Entweder wird das Produkt ausgetauscht oder es wird eine Reparatur vorgenommen. Der Vorschlag trifft bei dem Kunden auf Zustimmung und der Konflikt kann aus der Welt geschafft werden.

beziehungskonflikte

Beziehungskonflikte

Zu einem Beziehungskonflikt kommt es, wenn die Akteure mit den persönlichen Eigenschaften des jeweils anderen nicht einverstanden sind und diese als störend empfinden. Die persönlichen Abneigungen verändern das Verhalten, was wiederum Auswirkungen auf den anderen Akteur hat.

So kann es zum Beispiel sein, dass ein Mitarbeiter mit der Attitüde seines Vorgesetzten nicht zurechtkommt. Er empfindet dessen Wortwahl und Ton als herablassend und fühlt sich nicht wertgeschätzt. Als Reaktion darauf strengt sich der Mitarbeiter weniger stark an. Er arbeitet nicht mehr so sorgfältig und entwickelt keine kreativen Lösungsansätze mehr.

Die Wechselwirkung der Verhaltensweisen beider Akteure bringt einen Beziehungskonflikt mit sich.

Verteilungskonflikt

In Unternehmen werden Aufmerksamkeit, Geld und andere Kriterien an die verschiedenen Mitarbeiter verteilt. Geschieht dies in den Augen eines oder mehrerer Akteure nicht gerecht, so kommt es zu einem Verteilungskonflikt. Es kann beispielsweise sein, dass der Mitarbeiter, der häufig zu spät kommt und seine Deadlines nicht einhält, trotzdem eine Gehaltserhöhung bekommt. In den Augen der anderen Mitarbeiter ist diese Bevorzugung nicht gerechtfertigt. Sie sind nicht einverstanden und empfinden die Handlungen des Vorgesetzten als inakzeptabel.

Verteilungskonflikte treten immer wieder auf und gehen häufig Hand in Hand mit Beziehungskonflikten. Sie beruhen auf der objektiven Wahrnehmung der beteiligten Personen und lassen sich deshalb nicht immer leicht aus der Welt schaffen.

Wahrnehmungskonflikte

Bewertungs- oder Wahrnehmungskonflikte treten auf, wenn die Äußerungen einer anderen Person unterschiedlich aufgenommen werden. Nehmen wir an, ein Mitarbeiter ist für die Betreuung der Kunden zuständig. Bei einer Umfrage geben die Kunden an, mit dem Produkt „ganz zufrieden“ zu sein. Der Mitarbeiter wertet diese Angabe als positiv und macht sich an die Bearbeitung einer anderen Aufgabe. Als die Führungskraft die Ergebnisse der Umfrage analysiert, stuft sie die Angabe „ganz zufrieden“ als negativ ein. Die Führungsperson beauftragt den Mitarbeiter damit, das Produkt oder den Service zu verbessern. Sie ist außerdem erbost darüber, dass der Angestellte sich diese Aufgabe nicht selbst zugeordnet hat.

Konflikte gehören zum Leben

Konflikte sind an und für sich nicht unbedingt etwas Negatives. Sie haben positive Seiten und können gute Veränderungen einleiten. Dennoch wollen viele Menschen dies nicht akzeptieren. Dabei lassen sich die meisten Konflikte auf einer sachlichen Ebene ziemlich schnell lösen. Es ist vielmehr die Angst vor der Auseinandersetzung, die zu einer Verstärkung von Konflikten führt. Wenn wir uns mit Problemen nicht beschäftigen, dann stauen sie sich an. Missverständnisse, Meinungsverschiedenheiten und andere Streitigkeiten sind normal, wenn Menschen miteinander interagieren. Trotzdem ist Streit weiterhin sehr unbeliebt. Dabei ist die wahre Herausforderung nicht die sachliche Absprache gemeinsamer Ziele oder die Besprechung der Weltanschauung. Viele Menschen meiden Konflikte und klärende Streitgespräche, weil das Bedürfnis nach Harmonie und Übereinstimmung überwiegt.

Konflikte sind ein fester Bestandteil unseres Lebens. Deshalb müssen wir lernen, mit ihnen umzugehen und sie fair zu gestalten. Das Konfliktmanagement spielt in diesem Rahmen eine entscheidende Rolle.

konflikte-durchaus-positive-aspekte

Konflikte haben durchaus positive Aspekte

Auch wenn man sich mit einem Konflikt nicht wohlfühlt und versucht, der Situation aus emotionalen Gründen zu entfliehen, haben Konflikte durchaus auch positive Aspekte. Sie sind ein Indikator für Veränderungen, fördern das Teamgefühl und beseitigen Unklarheit. Die Vorteile von Konflikten auf einen Blick:

Konflikte zeigen Unterschiede auf

Es passiert häufig, dass Menschen ihr Unwohlsein mit sich herumtragen. Sie wollen nicht anecken und keinen Konflikt mit einer anderen Person auslösen. Dabei machen unsere unterschiedlichen Meinungen und Ansichten uns zu einzigartigen Individuen. Es wäre doch eigentlich sehr langweilig, wenn alle Menschen dieselben Ansichten vertreten würden. Durch die Mischung unterschiedlicher Weltanschauungen, Ideen und Erfahrungen kann man seinen Horizont erweitern. Durch den Konflikt kommen die Unterschiede ans Licht und man hat die Möglichkeit, sich auf Kompromisse einzulassen, seine eigenen Konzepte noch einmal zu überdenken oder getrennte Wege zu gehen. Wenn konfliktive Themen nicht angesprochen werden, verhärten sich die Fronten bis zu einem Punkt, an dem eine Problemlösung nicht mehr möglich ist. Deshalb sollte man Konflikte offen ansprechen, statt vor ihnen zurückzuschrecken.

Konflikte können eine Einheit sicherstellen

Wenn man sich aktiv auf Konflikte einlässt und sich mit ihnen auseinandersetzt, dann hat man die Möglichkeit, auch die Gemeinsamkeiten mit den Mitmenschen herauszuarbeiten. Während man Unterschiede diskutiert, fällt auf, welche Ansichten man teilt. Löst man den Konflikt, indem man sich auf die Meinung des anderen einlässt und seine eigene Einstellung überdenkt, so stärkt man den Zusammenhalt. Statt getrennt aus einem Konflikt hervorzugehen, fühlt man sich nach der erfolgreichen Konfliktlösung noch stärker. Es kann eine Einheit sichergestellt werden, die einem vorher möglicherweise nicht einmal bewusst war.

Konflikte können eine Vielschichtigkeit entwickeln

Konflikte sind mitunter komplex. Doch es macht Sinn, sich mit den einzelnen Ebenen eines solchen Konflikts auseinanderzusetzen. Wenn man sich mit einem vielschichtigen Thema beschäftigt, kommt man zu neuen Erkenntnissen. Man entwickelt sich weiter und fordert die emotionalen sowie die sachlichen Fähigkeiten. Mit einem Konflikt fertig zu werden und ihn zu lösen, kann eine wahre Herausforderung sein. Doch man wächst an der Konfliktlösung und entwickelt sich weiter. Der Stillstand ist nicht förderlich, weshalb man Konflikte als eine Chance sehen sollte.

konflikte-veraenderungen-herbeifuehren

Konflikte können Veränderungen herbeiführen

Es kommt häufig zu Konflikten, wenn man mit der aktuellen Situation nicht mehr zufrieden ist. Probleme treten auf, weil man sich weiterentwickelt hat und die Lage an den neuen Horizont anpassen muss. Selbstverständlich ist ein Konflikt keine angenehme Angelegenheit. Doch wenn man sich mit dem Problem auseinandersetzt und ihm auf den Grund geht, dann kann man die Notwendigkeit einer Veränderung erkennen. Die Unzufriedenheit mit der aktuellen Situation spornt einen dazu an, über die eigenen Grenzen hinauszuwachsen und sich zu neuen Horizonten aufzumachen.

Konflikte können die Stabilität aufrechterhalten

Nicht immer ist eine Veränderung der richtige Lösungsweg. Es kommt durchaus vor, dass man durch den Konflikt mit einer möglichen Veränderung feststellt, dass man an den alten Gewohnheiten festhalten muss. In Arbeitsgruppen kann durch die Bewahrung von Strukturen der Zusammenhalt gestärkt werden. Alle bemerken, dass sie mit einer potenziellen Veränderung nicht zufrieden wären und setzen sich für den Erhalt ihrer gewohnten Prozesse ein. Denn der Mensch ist ein Gewohnheitstier und auch wenn Veränderungen den Horizont erweitern, sind sie nicht immer die richtige Lösung. Es ist wichtig, offen zu bleiben und sich nicht von Anfang an auf einen konkreten Lösungsweg einzuschießen.

Fazit – Konflikte als Chance

Konflikte werden im Alltag meist als störendes Element wahrgenommen. Wir versuchen, ihnen so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen und sträuben uns davor, uns in ein Streitgespräch mit einem Mitmenschen zu begeben.

Dabei bergen Konflikte ein riesiges Potenzial, denn sie können der Grundstein für notwendige Veränderungen sein und den Zusammenhalt zwischen den Akteuren stärken. Wer sich mit der Meinung seiner Mitmenschen auseinandersetzt und sich austauscht, der fühlt sich anschließend sehr viel verbundener. Immer der gleichen Meinung zu sein, ist unmöglich. Doch wer Konflikten aus dem Weg geht, kann seinen eigenen Horizont nicht erweitern. Deshalb ist es wichtig, dem Bedürfnis nach Harmonie nicht immer nachzugeben, sondern stattdessen die eigenen Ansichten und Vorstellungen aktiv zu vertreten. Gleichzeitig sollte man offen für neue Ideen und Erkenntnisse sein. Auf diese Weise kann man sich respektvoll mit seinen Mitmenschen austauschen und geht gestärkt aus Konflikten hervor.

Falls Sie Interesse an unserem Angebot haben, vereinbaren Sie ein