Gerald Hüther zu Gast im Podcast bei den Wochentestern.

Ein Beitrag von Birgitta Fissahn

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Der Autor – des bereits im INHESA Magazin vorgestellten Buches „Wege aus der Angst“ – Gerald Hüther war am 9. April 2021 Gesprächspartner von Wolfgang Bosbach und Christian Rach. Finden können Sie die Folge hier und ab Minute 58:20 dem Gespräch mit Gerald Hüther folgen.

Der Klartextpolitiker und der Restaurantkritiker und Sternekoch betreiben immer freitags zusammen diesen Podcast, dessen thematische Spannbreite nach Eigenauskunft vom fairen Preis für ein Schnitzel bis zum Preis der Freiheit reicht.

Am vergangenen Freitag unterhielten sich Bosbach und Rach mit dem Neurobiologen Gerald Hüther über sein aktuelles Buch: Lieblosigkeit macht krank. Hüther geht es darum, gerade in der belastenden Pandemiezeit Selbstheilungskräfte zu mobilisieren.

Er diagnostiziert zunächst, dass pandemiebedingt zwei wesentliche menschliche Grundbedürfnisse enorm beeinträchtigt werden: die soziale Verbundenheit und die Selbstwirksamkeit als Gestalter und freier Akteur des eigenen Lebens. Aus seiner Sicht ist die zu Beginn der Pandemie ggf. tatsächlich vorhandene Solidarität einer eher durch äußeren Druck erzeugten gewichen.

Nichts passt mehr so richtig; es entsteht ein Dauerkonflikt im Gehirn. Hüther sieht auch die Gefahr – wie Diana Kinnert, die sich mit Einsamkeit befasst hat („Die neue Einsamkeit“) und ebenfalls Podcastteilnehmerin war – der manifesten krankhaften Störung, die einige Menschen durch den Permanent-Lockdown treffen kann.

Um so mehr gilt es, die Zeit des erzwungenen Stillstands und des Zurückgeworfenseins auf sich selbst (und einige wenige) gewinnbringend – in seinem Sinne liebevoll mit sich selbst – zu nutzen. Der Rückzug in Familie, Garten, Wohnumgebung und die dort sich entfaltenden Aktivitäten können auch ein Sprungbrett sein. Hüther fordert auf, sich die Frage zu stellen, ob die Jagd nach dem optimierten Leben und nach vermeintlichen Glücksbringern wie Geld und Gesundheit (!) in die richtige Richtung führt. Vielmehr plädiert er für die Aneignung einer gewissen Gelassenheit. Das bedeutet für ihn auch die Erkenntnis, dass es eben kein irdisches Himmelreich, kein Paradies und kein Schlaraffenland in dieser Welt geben kann. Es gibt immer Störungen. Die man aber auch zu einem gewissen Grad ausbalancieren kann. Und wenn man das akzeptiert, ist er sicher, dass man in sich selbst glücklicher werden und damit auch stärkend und unterstützend für andere sein kann.

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Die “Knaller-Thesen”, deren Vertiefung sich die Hörerin und Verfasserin dieser Zeilen gewünscht hätte, kommen ganz zum Schluss des interessanten Gesprächs: Hüther sieht derzeit eine gewisse kollektive Verirrung am Werk – auch in der Politik. Im Gegensatz zur derzeit im Gange befindlichen Zentralisierungsvorhaben spricht er sich für lokale und regionale Lösungen in der Pandemiebekämpfung aus. Bürgerliche Beteilungsprozesse sind mehr als gefragt. Denn nur sie versprechen mehr Kohärenz.

Und seiner Meinung nach muss auch das Immunsystem möglichst viele Gelegenheiten haben, sich zu betätigen! Denn – so ist seine Logik- es gehören immer zwei dazu: Ein Virus kann in der Regel nicht allzu viel ausrichten, wenn er auf ein intaktes und widerstandsfähiges Immunsystem trifft. Schade, dass die Wochentester an dieser Stelle auf die Zielgerade gingen…

Fazit

Ein gutes Format mit gut aufgelegten Moderatoren, die sich immer wieder höchst unterschiedlich politisch beheimatete, meist sehr eloquente Gesprächspartner einladen.

Hier finden Sie eine Übersicht der Inhaltsseite mit den bisherigen Sendungen des Podcasts “Die Wochentester” von Wolfgang Bosbach und Christian Rach.

Interessierte können auch auf der Seite liebevoll.jetzt mehr über die Initiative zu einem liebevolleren Umgang mit sich selbst erfahren – mit im Team ist dort auch Buchautor Gerald Hüther.